Der Kampf um die Gleichberechtigung der Frauen war ein zäher und ist noch immer nicht abgeschlossen. Gewohnte Machtstrukturen und Rollenbilder, die sich von Generation zu Generation weitertradieren, behindern noch immer die fraglose Gleichberechtigung der Frauen. Es ist ernüchternd, am Beginn des 21. Jahrhunderts festhalten zu müssen, dass der Zugang zu Macht, Geld und Einfluss noch immer geschlechtsorientiert festgelegt ist und dass sich, in einigen Regionen der Welt, die in den letzten Jahrzehnten erfolgte zunehmende Entrechtung der Frau, verfestigt. Das Eintreten gegen jede Art der Ungleichbewertung von Menschen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Mitgliedschaft in einer Minderheit oder ihrer sexuellen Orientierung, wird auch in Zukunft, vielleicht sogar wieder mehr als in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, die westliche Demokratie prägen.
In der Rubrik „Starke Frauen“ werden von mir vor allem Biographien von Frauen der Anfänge der Frauenbewegung und Vorreiterinnen des Beitrags von Frauen in Wissenschaft und Kunst veröffentlicht werden. Damit möchte ich an jene Pionierinnen der Frauenbewegung erinnern, die innerhalb der politischen Parteien oder der unterschiedlichen Gesellschaftsschichten mühsame Erfolge erkämpften und die Selbstverständlichkeit der patriarchalen Vormacht infrage stellten. Es sollen aber auch die Frauen, die aufgrund ihres Selbstbewusstseins, ihres Könnens und ihres Mutes eigenständige Leben lebten und sich innerhalb der Welt der Wissenschaft und Kunst nicht marginalisieren ließen, erwähnt und anerkannt werden.
Wichtig erscheint mir dabei, dass man die Leben und Werke dieser Frauen immer auch zeitbezogen verankert versteht. Nur so wird manches, das heute konservativ scheint, in seiner umfassenden Bedeutung sichtbar.
Rosa Jochmann, eine einfache Hilfsarbeiterin, wurde zu einer der wichtigsten Mahnerinnen gegen Faschismus und Nationalsozialismus. Ihr Leben stand für den Kampf für die Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung.
Bertha Pappenheim war eine Pionierin der jüdischen Frauenbewegung und der Sozialarbeit. Neben den Frauenrechten und der "Hilfe zur Selbsthilfe" durch Erziehung zeichnete sie auch ihr Kampf gegen Mädchenhandel und Prostitution aus. Sie wandte als eine der Ersten eine Art Feldforschung an und begriff Prostitution als soziales Problem.
Käthe Leichter war eine der ersten führenden Sozialdemokratinnen. Sie war eine brillante Analytikerin, scharfsinnige Politikerin, die gegen die soziale Ungleichheit auftrat. Als Frau, Sozialdemokratin und Jüdin hatte sie mit einer Reihe von Vorurteilen - von den unterschiedlichen Seiten - zu kämpfen. Im Austrofaschismus wurde verfolgt. Im Februar 1942 wurde Käthe Leichter aus dem KZ Ravensbrück abtransportiert vergast. Es war eine sogenannte Versuchsvergasung.