70 Jahre Israel - Ein Staat, der nicht einfach Staat sein darf

Der voreingenommene Blick auf die Ausstellung "Aus Wüste und Schnee nach Israel" durch Anne-Catherine Simon

 

Israel hat in diesem Jahr, genauso wie Österreich, ein Gedenkjahr. Es feiert seine Gründung vor 70 Jahren. Es ist gleichzeitig eine Erfolgsgeschichte und eine Geschichte des auf das Staatswesen umgelegten Antisemitismus.

Israel ist ein Staat wie jeder andere auch – und ist es gleichzeitig doch nicht. Noch immer wird das selbstverständliche Existenzrecht massiv und international missachtet oder negiert. Israel, der Jude unter den Staaten, wird noch immer nicht als Gleicher unter Gleichen behandelt. Dies fängt bereits weit vor der BDS-Bewegung und dem offenen antizionistischen Antisemitismus an. Die Einstufung des „Man wird ja auch diesen Staat kritisieren dürfen“ ist simpel: Israel nicht als selbstverständlich existierenden Staat zu sehen, fängt damit an, ihn nicht wie einen selbstverständlich existierender Staat zu akzeptieren.

Israel gedenkt und würdigt sich, seine GründerInnen, PionierInnen und HeldInnen, die großen und die kleinen - wie jeder andere Staat auch. Und wie jeder andere Staat hat es jedes Recht dazu. 

Genau dieses Recht des nationalen Stolzes, der Freude über das Erreichte und auch das Recht der Erzählung des Wir-Narratives klammert Anne-Catherine Simon in ihrer Rezension der Ausstellung „Aus Wüste und Schnee nach Israel“ aus, in dem sie fragt, ob diese Ausstellung gut für Wiens multikulturelle Schulen sei, da die „Nakba“ nicht erwähnt würde. Die Antwort ist: Ja, wie auch eine Ausstellung über jeden anderen Staat lehrreich für jeden ist. Und ja, weil die Auseinandersetzung mit Geschichte nichts mit Migrationshintergrund, sondern mit Bildung zu tun hat. Und ja, weil das Lehren der Unvoreingenommenheit keine Aufspaltung zwischen mono- und multikulturellen Schulen erlaubt.  Und Ja, weil der Unterschied zwischen einer kritische Ausstellung und einer „Feierausstellung“ nun einmal zu beachten ist.

Auch die Einschätzung dieses „Man wird ja noch kritisieren dürfen“ ist durchschaubar: Wird es als Selbstverständnis gesehen, dass Staaten in nationalen Gedenkritualen sich und ihre Pioniere würdigen dürfen? Wird es als Selbstverständnis gesehen, dass diese Gedenkfeiern den Blick auf „die beste Seite“ der Staaten lenken? Wir können beides wohl bejahen. Und hier liegt der Unterschied. Wenn nur einen einzelnen Staat dies nicht zugestanden wird, dann enttarnt sich der Blick und zeigt eben seine nicht vorhandene Unvoreingenommenheit.

 2018 feiert Israel den 70. Jahrestag seiner Gründung und es macht dasselbe, das Staaten an Gedenktagen tun: Sie feiern sich, sie huldigen ihren großen Persönlichkeiten und erzählen ihre Wir-Narrative. Nicht mehr und nicht weniger. Und auch dies gehört zum ganz normalen Staat-Sein dazu.